Gründungsjubiläum: 70 Jahre CSU Aschaffenburg

Prof. Dr. Winfried Bausback mit Landtagskollegin Judith Gerlach und Wilfried Scharnagel

Prof. Dr. Winfried Bausback mit Landtagskollegin Judith Gerlach und Wilfried Scharnagel

Am 10.10.2015 veranstaltete der Kreisverband CSU Aschaffenburg-Stadt eine Feierstunde zum 70-jährigen Bestehen der CSU Aschaffenburg. Die 120 geladenen Gäste wurden vom Staatsminister der Justiz und derzeitigem Kreisvorsitzenden Prof. Winfried Bausback begrüßt.

In seinem Grußwort verwies Staatsminister Bausback darauf, dass es keine Selbstverständlichkeit gewesen sei, dass es vor 70 Jahren Menschen gegeben habe, die sich zusammenschlossen um in den Nachkriegswirrungen eine christliche Partei zu Gründen. Insbesondere hervorzuheben sei hier Hugo Karpf als Gründervater der Christlich Demokratischen Partei (CDP) Aschaffenburg, die sich 1946 der CSU anschloss. Die Söhne von Hugo Karpf, Herrmann und Ferdinand, waren bei der Veranstaltung auch anwesend.

Beide wurden von Winfried Bausback, zusammen mit Werner Elsässer und Manfred Christ, als Mitglieder geehrt, die der CSU am längsten die Treue halten. Herrmann Karpf war bereits vor 70 Jahren bei der Gründung dabei und erhielt zusätzlich die Ehrenurkunde der CSU-Unterfranken. Seine Frau Rita Karpf trat vor 69 Jahren in die Partei ein, ebenso wie Armin Martin. Weitere Ehrungen erhielten Maria Vig für 61 Jahre Treue und Wilhelm Wieland, Ferdinand Karpf und Ewald Markert für jeweils 60 Jahre Mitgliedschaft in der CSU.

Judith Gerlach als jüngstes Mitglied des bayerischen Landtages trug hierzu vor, die Partei würde von Menschen geprägt, die etwas bewegen wollten und sie habe Achtung vor all denen, die politisch für Ihre Meinung einstünden, selbst wenn sie hierfür belächelt würden.

Es sei ein Jahr der Jubiläen, 70 Jahre CSU, 25 Jahre deutsche Einheit, 100 Jahre Franz Josef Strauß. Mit dem Strauß Zitat „Er schreibt, was ich denke, und ich denke, was Scharnagl schreibt“ leitete Gerlach zum Hauptredner des Abends, dem langjährigen Chefredakteur des Bayernkuriers, Sprachrohr und engem Vertrauten von Franz Josef Strauß, Wilfried Scharnagl (76) über.

Scharnagl zeigte sich wie erwartet als imposante Persönlichkeit der bayerischen Politik. Er stellte die Aschaffenburger CSU, als ein besonders erfolgreiches und starkes Biotop dar, aus dem viele bedeutende Persönlichkeiten hervorgegangen seien. Manfred Christ, Herrmann Leeb und Norbert Geis begrüßte er als langjährige Weggefährten und Parteifreunde. „Ohne solche Freunde gäbe es keine Politik und keine Partei.“ Scharnagl würdigte insbesondere zwei tragende Gestalten der bayerischen CSU, die aus Aschaffenburg stammten, nämlich Hanns Seidl und Alfons Goppel, die beide das Amt des Ministerpräsidenten von Bayern bekleidet haben. Hanns Seidel sei ihm ferner als Verfasser zeitloser Schriften unvergessen und die Zeit, als Alfons Goppel Ministerpräsident und Franz Josef Strauß Parteivorsitzender gewesen sei, sei eine goldene Ära gewesen, auf die jeder Aschaffenburger unabhängig von der Parteizugehörigkeit stolz sein könne.

Zur Flüchtlingsproblematik schlage er schlicht vor, die Überweisungen aus dem Länderfinanzausgleich so lange zu kürzen, bis sich alle Bundesländer gleichermaßen beteiligten.

Wie erwartet folgte ein ausführlicher Ausflug zum 100. Geburtstag von Franz Josef Strauß, der wie kein anderer Politiker die Welt bewegt und die Meinungen gespalten habe. Niemand habe die Partei so geprägt, wie Strauß, der 27 Jahre lang deren Vorsitz innehatte. Scharnagl hielt ein flammendes Plädoyer auf die politischen Leistungen von Strauß, der verantwortlich für die Entwicklung des modernen Bayerns und ein leidenschaftlicher Europäer gewesen sei. Mit der Klage gegen die DDR wegen des Grundlagenvertrages habe er den Geltungsbereich des Grundgesetzes für alle Deutschen und somit das Tor zur Deutschen Einheit offen gehalten.

Scharnagl zeichnete aber auch ein emotionales, persönliches Bild von Franz Josef Strauß, in dem er auch dessen Einsamkeit beim Kampf in den eigenen Reihen zeigte. Wehmütig schilderte er den Moment, als Strauß auf einer Dienstreise vom Unfalltod seiner Frau erfahren habe und er diese starke Persönlichkeit das erste Mal außer Fassung erlebt habe. Mitreißen konnte er das Publikum mit einigen Anekdoten, z.B. als er mit Strauß, Stoiber und wenigen Begleitern im Dezember 1987 in einer kleinen, von Strauß selbst gesteuerten Maschine nach Moskau geflogen sei. Nach einer stürmischen Landung habe Strauß auf die Frage Gorbatschows, ob er schon einmal in Moskau gewesen sei, schlicht geantwortet, er sei das letzte Mal nur bis Stalingrad gekommen. Und um einen Putsch zu Hause zu verhindern habe er gleich alle seine möglichen Stellvertreter mitgenommen. Mit diesen eigenwilligen Worten konnte er das Eis brechen und sich befreit von diplomatischer Etikette offen mit dem sowjetischen Präsidenten austauschen.

Ferner schilderte er gemeinsame Ausflüge mit Gauweiler und Strauß im Geländewagen über die Alpen, bei denen man über alles gesprochen habe. Die Rede endet wie sie begonnen hatte mit einem Strauß Zitat: “Dankbar rückwärts, mutig vorwärts, gläubig aufwärts.“

Im Ausklang an den gelungenen Abend konnte noch in lockerer Atmosphäre über Politik und die Welt weitergeplaudert werden.